Der kalte Norden

Nachdem wir den Süden Norwegens und damit auch die Osloregion komplett verlassen haben, ging es auf in den rauen Norden. Zuerst haben wir eine rote Stabkirche besichtigt. Allerdings nur von außen. Es ist arschkalt. Beim letzten mal stand hier noch eine Schafherde, die von einem Alpaka bewacht wurde. Denen war es wohl zu frisch heute. Danach konnten wir einen sehr schönen Aussichtspunkt am Jotunheim Nationalpark bei Bombenwetter (Sonnenschein, aber Frost, die Hügel in der Ferne sind leicht mit Schnee bedeckt) geniessen. Dort sieht man, wie sich die uralte Jotunheimdecke über jüngeres Gestein schiebt. Dieser Prozess ist teil der Kaledonidischen Gebirgsbildung, die nicht nur Norwegen sondern auch Schottland und Kanada sehr stark geprägt hat (darum sehen sich diese Regionen auch alle sehr ähnlich). Es ist also bereits eine ganze weile her, dass das alles passiert ist, denn damals klebte das alles noch beieinander. Ganz in der Nähe des Nationalparks haben wir uns wieder etwas mehr den Steinen angenährt.

dsc_9069_klein

die Stabkirche

In diesem Bereicht gibt es eine interessante Verformung von Konglomeraten. Ein Konglomerat ist ein sedimentäres Gestein, dass aus großen einzelnen Klasten besteht, die gerundet sind. In diesem Fall ist das Gestein metamorph überprägt, das heißt, die Klasten wurden gedehnt, wie ein Kaugummi, den man in die Länge zieht. Das sieht man allerdings nur, wenn man von oben auf das Gestein blickt. Von vorne sehen die Klasten fast normal aus, wie in einem klassischen Konglomerat. Das Gestein ist sehr hart, es besteht aus sehr viel Quarz. Ich habe mal ein Stück , das wir vor 2 Jahren gesammelt haben, in der Uni gesägt. Es hat ca. 3 Stunden gedauert. Alleine an einem Quarzkorn haben wir 1,5 Stunden gehangen, weil das Korn so dermaßen hart war.

dsc_9221_klein

Jotunheim

An dem Tag sind wir wieder sehr viel gefahren, wir sind immer abwechselnd zwischen Nadelwald und Tundra gefahren. Nach einiger Zeit fahren sind wir am Tyinsee angelangt. Hier haben wir einen Phyllitschiefer, den Vang Phyllit,  vorliegen. Also wieder ein Sedimentgestein, das metamorph überprägt ist (ein sogenanntes Metasediment). Hier kann man sehr gut sehen, dass bei der Gebirgsbildung das Gestein zuerst in eine Richtung (Osten) geschoben wurde und anschließend wieder zurück (Richtung Westen). Die gelogischen Indikatoren, sogenannten Sigma und Delta Klasten, haben wir hier sehr gut gesehen. Diese Gesteine befinden sich wieder unterhalb der Jotundecke.

dsc_9394

Der Vang Phyllit mit zwei Trollaugen

Während wir dort Mittagspause gemacht haben, haben wir Betreuer kurz über das Programm geredet. Mir schwebte die ganze Zeit noch ein weiterer Aufschluss vor Augen, von dem aus man einen guten Blick auf einen Berg hatte, der dem Matterhorn sehr ähnlich ist. Dank mir sind wir dort nochmal hingefahren, sonst hätte er sich gar nicht daran erinnert. Hier haben wir Granulitgesteine gesehen, also Gesteine, die zwar keine hohen Temperaturen, aber sehr hohe Drücke erlebt haben und sehr reich an Feldspat sind.

dsc_9401_klein

das “Matterhorn”

Nach einer längeren Fahrt sind wir an unserem Campingplatz in Kjörnes/Sognedal angelangt, der sich direkt am Sognefjord befindet. Der Sognefjord ist der längste und der tiefste (bis zu 1300m tief) Fjord Europas.

Am nächsten Morgen geht es wieder bei eisigen Temperaturen, aber Sonnenschein los zum ersten Aufschluss. Das kühle Wetter sorgt dafür, dass sich die Felsen im aalglatten Wasser wunderbar spiegeln. Wir halten in Laerdal an, einem Bereich in dem wir auf einer kurzen Distanz viele große Ereignisse der Norwegischen geologischen Geschichte sehen können. Zum einen finden wir wieder Metasedimente, die weitesgehend unspektakulär sind. Außerdem finden wir ein dunkles Gestein vor, das sehr feine Lagen aufweist. Hierbei handelt es sich um Mylonite .Das heißt, es hat eine starke Defomation stattgefunden während sich wieder zwei dicke Decken überschoben haben. Direkt daneben finden wir außerdem Gabbro Gesteine, also wieder ein Gestein vulkanischen Ursprungs, das während der Öffnung des Atlantiks an die Oberfläche gelangt ist.

dsc_9732_klein

ein kleiner Wasserfall am Straßenrand.

dsc_9765_klein

gegenüber vom Aufschluss in Laerdal

Wir besichtigen noch einen aktiven Steinbruch in dem wir besondere Strukturen finden wollen: Corona Strukturen. Das heißt, wir haben ein Gestein mit Linsen, die aus Granat bestehen und rundherum hat sich ein (oder sogar 2) Saum aus Pyroxen gebildet. Dieser Ort ist die Typlokalität für die Coronastrukturen, sie wurden hier also das erste mal in einer wissenschaftlichen Arbeit beschrieben, es gibt aber schönere. Wenn wir Glück haben, auch noch auf dieser Exkursion.

Der Tag ist kurz, wir machen ein Mittagspäuschen und kommen nun zu einem Aufschluss in Hermannsverk, den wir eher witzig in Erinnerung haben. Denn: es handelt sich um einen Aufschluss, der wieder direkt am Meer liegt und vor 2 Jahren ist eine unserer Kommilitoninnen dort elegant hineingeglitten. Wir erinnern uns mit Freude dran und hoffen, dass wieder etwas passiert. Tut es aber nicht. Eine Besonderheit hat der Aufschluss: eine Sheath Fold, auch Kondomfalte genannt. Wieder ein Anzeichen für sehr starke Deformation. Das Gesteine (der Kaugummi) wurde während eines Faltungsprozesses so stark in die Länge gezogen, dass in der Mitte ein Loch entstanden ist. Wir sehen nur eine Kante dieser Falte (wie der aufgerollte Rand an einem Kondom) in wirklichkeit ragt die Falte aber ganz tief ins Gestein hinein. Solche Falten sind selten und schwer zu finden, es ist aber bei dieser Exkursion bereits das zweite mal, das wir so eine Falte sehen, denn in Schweden gab es auch so eine.

dsc_9969

Der Gletscher…bzw. das was davon übrig ist

Der nächste Tag besteht größtenteils aus Fahren. Es wieder sehr frisch, wir sehen also wieder schöne Spiegelungen, denn es scheint immer noch die Sonne. Wir hatten beim letzten Mal schon Glück mit dem Wetter, aber dieses mal ist es noch besser. Kurz halten wir an einer absoluten Seltenheit an: einem Gletscher. Es wird nur ein kurzer Fotostopf, bis die Finger eingefroren sind. Wir fahren wieder eine ganze Weile bis wir in der Nähre von Eikefjord sind. Hier sehen wir Sedimentgesteine, die während des Devonzeitalters abgelagert wurden. Die Sedimente wurden abgelagert, weil es einen Dehnungsprozess gab, so entstehen Becken und diese konnten sich schnell mit Sedimenten füllen.

Nach langer Autofahrt sind wir in der Nähe von Bergen angekommen wo wir 2 Tage übernachten werden.

This entry was posted in Explore the World. Bookmark the permalink.

2 Responses to Der kalte Norden

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *