Saigon- die letzte Station!?

Am Mittwoch gegen Mittag erreichen wir Saigon. Offiziell heißt es Ho Chi Minh City, aber bereits im Vorfeld haben wir überall gehört, dass es auch Saigon genannt wird. Der Flughafencode für die Stadt lautet übrigens auch SGN. In der Stadt selber haben dann interessanterweise viele trotzdem Ho Chi Minh City (HCMC) gesagt. Beim Anflug auf SGN haben sehen wir schnell, dass die Stadt deutlich mächtiger ist als Hanoi. Zumindest Flächenmäßiger. Es gibt ein paar Wolkenkratzer in der Ferne, aber vor allem sind es kleine Häuser, die sogar bis kurz vorm Flughafen reichen. Wir können den Leuten fast beim Mittagessen zusehen. Das ist schon faszinierend, wenn man bedenkt, dass auch hier die Flieger im Minutentakt eingeflogen kommen. Aber ganz so ein Moloch wie Bangkok ist Saigon dennoch nicht.

Wenige Meter vor der Landung. Hier schläft man wohl nur mit Ohrenschützern.

Am Flughafen selber läuft alles glatt wir bekommen auch direkt ein Taxi. Hier bestätigt sich der Eindruck (und die Recherche im Vorfeld), dass Saigon sehr viel moderner und westlich geprägter ist als Hanoi. Es gibt sehr viel mehr große Werbeplakate, viele moderne Häuser, Burger-und Steakrestaurants. Die großen Hauptstraßen wirken breiter, die kleinen Gassen gibt es in den Nebenstraßen aber dennoch. Auffällig ist auch, dass hier die Preise oft in Dollar angegeben sind. Ich habe im Vorfeld bereits gehört, dass man in Vietnam auch in Dollar zahlen kann. Vorgestellt hab ich mir das ähnlich wie in Kambodscha, wo man generell beides Verwenden kann (dort ist der Dollar sogar erwünschter als der Riel). Aber in Hanoi wäre ich niemals auf die Idee gekommen überhaupt einen Dollarschein in die Hand zu nehmen. An dieser Stelle macht sich offenbar eine deutlich Teilung des Landes bemerkbar.

Die Vietnamesen scheinen generell recht aufgeschlossen gegenüber den Amerikanern zu sein. In den Bars werden Cocktails angeboten, die „B52“ heißen, es gibt ein Cafe, das „Apocalypse Now“ heißt.

Angekommen am Hotel übermannt uns eine brennende Hitze. Es sind 34 Grad und die Mittagssonne knallt. An einigen Bars draußen sind kleine Zerstäuber dran, die einen mit frischem Wasserdampf kühlen, wenn man dran vorbeigeht. Wir erkunden unsere Gegend, gehen auf den ersten Markt, dem sogenannten Benh Thanh Markt. Hier kann man alles kaufen was das Touriherz begehrt außerdem gibt es einige Essenstände. Wir bleiben kurz dort, weil es etwas schattiger ist. Allerdings werden wir an allen Ecken und Enden vollgequatscht, weil wir was kaufen sollen.

Unsere Straße mit den “Dampf”bars

Kurz darauf brauchen wir dringend eine Dusche. Der Schweiß läuft mir Perlenweise herunter. Es ist nicht nur warm sondern auch sehr feucht. Absoluter Sommer. Absolut tropisches Klima. Ich mags.

Unser Hotel ist genau in der „Bui Vien“ Straße im Distrikt 1 gelegen in der das Leben tobt. Tagsüber gibt es hier ein paar Restaurants, einige Massagen haben schon geöffnet. Aber abends, nach Einbruch der Dunkelheit, tobt hier das Leben. Aus jeder 2. Cocktailbar kracht ein lauter Beat zur grausam gemixter Popmusik. Mir fallen fast die Ohren ab. Überall wird etwas zu Essen verkauft und man wird angequatscht um was zu kaufen oder um irgendwo einzukehren. Von unserem Hotelzimmer aus hören wir abends die laute Musik. Wir schaffen es aber schnell einzuschlafen und offenbar gibt es hier sowas wie eine Sperrstunde. Zumindest ist irgendwann Nachts der Krach vorbei.


Unser Hotel mit der Rooftop Bar.

Saigons kleine Skyline. Rechts ist der Bitexco Tower.

Donnerstag

Es hat seinen Vorteil, dass wir recht früh angekommen sind. Dadurch haben wir die Gegend bereits erkundet und können so die restlichen 3 Tage entspannt nutzen. Am ersten richtigen Tag in HCMC wollen wir zuerst einen weiteren Markt erkunden. Er soll weniger touristisch ausgelegt und dafür ursprünglicher sein. Zu finden ist er in District 5, auch bekannt als Saigons Chinatown. Am Morgen bekommen wir das erste mal einen Eindruck von Saigons Verkehr. Der Großteil der Fahrzeuge auf der Straße sind Motorräder. Der Verkehr funktioniert eigenständig ohne das Einhalten von Verkehrsregeln, hin und wieder wird sogar an Ampeln angehalten. Meist haben die Ampeln einen Zähler, der 30 Sekunden runterzählt. Dann fahren die Fahrzeuge hupend los und die Fahrzeuge der Querstraße wissen, dass sie jetzt warten müssen. Die vielen Mopeds erzeugen einen unheimlichen Lärm und sie fahren wirklich überall. Auch in kleinen Gassen, auch dort wo alle anderen Fahrzeuge verboten sind. Mopes dürfen immer.

Säckeweise Irgendwas zu kaufen in Saigons Chinatown.

Der Markt in Chinatown ist dann eher unspektakulär. Es wirkt wie eine große Version eines Asiamarktes in Deutschland (haben die sich doch abgeschaut!). Es gibt Spielzeugramsch, Plagiate und viel Essen. Säckeweise Nüsse, Trockenfrüchte oder getrockneten Fisch. Komischerweise sehe ich nie Reissäcke. Sind wohl alle umgefallen. Es ist hier generell etwas dreckiger und irgendwo verbrennt immer mal wieder jemand irgendwas. Aber es gibt hier auch einige Pagoden (=Tempel). Zwei davon sehen wir uns an. Eine ist recht untouristisch. Überall brennen Räucherstäbchen. Es ist bunt und blinkend dekoriert. Ein paar Meter weiter finden wir eine angeblich sehr bekannte Pagode. Viel touristischer, optisch aber sehr ähnlich. Es wird uns am Eingang auch direkt ein Bündel Räucherstäbchen verkauft und angezündet. In der Pagode selbst steht eine hübsch gekleidete Asiatin Model für einen Fotografen (sowas bekommt man hier ständig zu sehen, die Asiaten sind wirklich schlimm was das angeht). Nachdem ich die Räucherstäbchen ausgiebig verteilt habe sind wir auch hier wieder raus. Wieder einmal schwitzen wir sehr doll.

Überall die Motorräder

Gut wäre jetzt ein klimatisierter Raum zum abkühlen, zum Beispiel ein Museum. Wir fahren zum Kriegsmuseum in District 1. Im Eingangsbereich finden sich viele Flugzeuge, Panzer und Helikopter in Tarnfarben. Im Museum selber sind es vor allem Fotos, die Bezug auf den Krieg gegen die Amerikaner nehmen. Sehr dramatisch waren natürlich die Fotos von den Agent Orange Opfern. Das Mittel wurde vor allem als Pflanzengift eingesetzt damit die Piloten von oben besser ihre Opfer sehen können. Ab und an sieht man auch jemanden auf der Straße mit verkümmerten oder nicht vorhandenen Gliedmaßen. Durchweg sind es Bettler. Die Opfer scheinen keinen besonders großen Wert in der Gesellschaft zu haben. Mir fällt jetzt erst ein, dass die zerstörte Natur gar keine Bedeutung hatte in dem Museum. Wenn Pflanzenvernichtungsmittel eingesetzt wurde, dann besteht ja auch hier einiges an Rekronstrukionsbedarf.

Im Kriegsmuseum

Nachdem wir dieses eher aufwühlende Thema hinter uns gelassen haben kommt nochmal etwas spektakuläres. Es gibt im Zentrum den sogenannten Bitexco Financial Tower, mehrere Jahre das höchste Gebäude Vietnams. Von einer Plattform im 49. Stockwerk hat man einen tollen Blick über die Stadt. Den gönnen wir uns zum Sonnenuntergang. Natürlich muss man Eintritt zahlen, 400.000 Dong. Die Bilder sagen hoffentlich alles. Leider kann man nach Sonnenuntergang nicht so schön fotografieren, weil der Schlaumeier-Innenarchitekt das Licht so installiert hat, dass sich alles und jeder in dem Glas spiegelt. Trotzdem ein schöner Tagesabschluss.

Freitag – Mekong Delta

Am nächsten Tag erleben wir noch ein letztes Mal Natur. Saigon befindet sich ja mitten im Mekong Delta und natürlich wollen wir uns das mal aus nächste Nähe anschauen, nachdem wir es bei inzwischen 5 Einzelflügen schon von oben beobachten konnten. Die Tour steht im Kontrast zu unserer Tour im Norden. Wenig kann man alleine machen, häufig wird man von einem Ziel zum anderen gescheucht. Anfangs eine Pagode, noch recht neu. Danach ein halt wo irgendeine Honig verkostet wird. Den sollen wir natürlich am besten kaufen. Es sei denn man hat sein Geld schon in dem „Local Market“ direkt daneben verprasst. Nach dem Honig folgen Früchte und traditionelle vietnamesische Musik. Danach endlich etwas Natur. Eine fahrt auf flachen Holzbooten durch einen kleinen Nebenarm des Mekong. Auch hier, ein Touriboot nach dem anderen.

Nach dieser Bootsfahrt folgt eine weitere auf einem größeren Boot, das uns wiederum fast zum Mittag bringt. Vorher noch kurz ein Besuch einer Kokosnussplantage. Natürlich wieder mit kleinem Laden dran. Den Rest zum Restaurant legen wir per Pferdewagen zurück. Auch hier denke ich lieber nicht daran was die Pferde so den ganzen Tag aushalten müssen. Auf dem Gelände wo wir essen gibt es kleine Gehege mit Krokodilen, Schlangen oder Fröschen. Danach folgt fast das schönste. Eine weitere Bootstour durch einen Nebenfluss. Dieses mal aber fast nur unser Boot. Endlich kann ich Fotos nur von der Natur machen. Danach ist auch schon fast Schluss. Da Frauentag ist bekommen alle Damen noch ein Packung von den Kokossüßigkeiten, deren Herstellung wir vorher auf der Kokosplantage beobachten konnten. Zum Glück hab ich nix gekauft. Damit ist die Tour vorbei. Es war mehr ein Entlanghangeln von Stationen ohne Großartigen Genuss. Wir haben zwar auch schönes gesehen, aber im Vergleich zu unserer Tour nach Ninh Binh war das hier eher Schwach.

Zwischen Rudern und Geld verdienen.

Den Abend verbringen wir in einer Bar bei uns in der Straße. Wir bekommen einen schönen Eindruck von dem Chaos auf der Kreuzung.

Samstag

Den letzten Tag gehen wir entspannt an. Es gibt hier noch einige kleinere Sehenswürdigkeiten: Der Wiedervereinigungspalast (ein Schmuckstück sozialistischer Baukunst), Notre Dame, das Postamt, eine Oper. Alles recht unspektakulär. Wir überlegen Richtung Fluss zu gehen, als wir einen Brand in einem Haus mitbekommen. Überall stehen Gaffer und schauen zu wie die Feuerwehr das Problem löst. Im Hintergrund der Bitexco-Tower. Uns wurde schon fast langweilig, aber das war nochmal aufregend.

Heute wollen wir nochmal alle wichtigen Vietnamesischen Gerichte essen. Zum Frühstück gab es ein Bhan Mi. Also ein gefülltes Baguette. Zum Mittag eine Nudelsuppe vom Nebenstraßenstrand. Das sind immer die besten Suppen, wenn man irgendwo an einen kleinen unscheinbaren Stand geht, dann ist es dort billig und sehr lecker.



Und zum Glück fällt mir gerade nochmal ein, dass uns beim Tauchen eine Vietnamesin einen Essenstip gegeben hat. Ein typisch vietnamesischer Pancake am anderen Ende von District 1. Wir fahren mit dem Taxi hin und bekommen wirklich den Pancake. Gefüllt mir Shrimps, Ei und Sprossen. Man isst ihn mit Stäbchen. Mit diesen bricht man immer etwas heraus und legt es auf ein Salatblatt und isst das dann so. War lecker.

Auf halber Strecke zurück besuchen wir noch etwas besonderes: Ein Wasserpuppentheater. Hier wird eine Geschichte auf Vietnamesisch erzählt, während auf der Bühne Holzmarionetten im Wasser tanzen. Es sind kleine Geschichten, die das ländliche Leben beschreiben, zb von einem Bauern auf einem Reisfeld, der mit einer Schlange kämpft. Ohne die Sprache zu verstehen amüsiert uns das Theater trotzdem. Zuletzt gehen wir in unserer Straße noch etwas trinken und damit ist der Urlaub vorbei.

Das Wasserpuppentheater
Schon wieder eine Kirche. Das könnte fast Disneyland sein.
Das typische Verkehrschaos von oben

Am nächsten Tag stehen wir um 5 auf und haben eine lange Reise vor uns. Zunächst geht es nach Bangkok, leider nur mit 2 Stunden Aufenthalt, danach folgt ein 12 Stunden Flug nach Amsterdam. In diesem Urlaub sind wir echt oft gestartet und gelandet. Insgesamt 10 mal. Der Flug hat etwas Verspätung, weil der Luftraum über der Kaschmir Region gesperrt ist und wir einen Umweg fliegen müssen (und Umwege sind ja bekanntlich nie Abkürzungen). Da wir in Amsterdam nur eine Stunde Umsteigezeit haben wird das jetzt ganz schön knapp. Bereits im Flieger bekommen wir aber mit, dass der Anschlussflug gestrichen ist. Erst in Amsterdam selber erfahren wir dann, dass wir heute nicht mehr zu Hause ankommen werden. Der nächste Flug geht erst einen Tag später um 16.30. Das sieht wohl ganz klar nach einer Urlaubsverlängerung aus. Ich hätte ja nix dagegen gehabt, wenn wir einen Tag in Bangkok festgesteckt wären. Nur mit unserem Handgepäck und leicht bekleidet suchen wir uns ein Hotel in der Innenstadt. Wir fallen bald ins Bett und ich wache dank Jetlag um 3 das erste Mal auf. Nach dem Frühstück erkunden wir ein bisschen die Umgebung. Es sind 7 grad, ich trage nur eine dünne Batmanleggins und habe nur eine dicke Socke. Die andere habe ich in Vietnam irgendwie nicht gefunden. Ich bin schon froh, dass ich wenigstens meine Bürste im Handgepäck hatte. Gegen 12 checken wir aus, gehen was essen und kaufen mir Socken und eine Jogginghose. Ob das jetzt wirklich nötig war? Wir sind doch eh bald zu Hause. Am Flughafen dann die nächste Überraschung. Der Flug ist schon wieder gecancelt. Kann doch nicht wahr sein. Grund ist immernoch ein Sturmtief, das offenbar den Flugverkehr über Amsterdam beeinträchtigt. Darum ging unsere Reise also per Zug weiter. Etwas mehr als 48 Stunden nachdem wir am Hotel in Saigon aufgebrochen sind erreichen wir Berlin Ostbahnhof.

Unsere vielen Flüge. Erst rot, dann gelb, dann blau und dann grün.
Und plötzlich ist wieder alles europäisch
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